Zuletzt aktualisiert: 27. August 2025
Kennst du das? Du hast viel Geld für eine hochwertige Outdoor-Jacke ausgegeben, doch nach einiger Zeit perlt der Regen nicht mehr ab, sondern saugt sich in den Stoff. Die Jacke fühlt sich klamm und schwer an. Als Outdoor-Enthusiast und Produkttester kenne ich dieses Problem nur zu gut. Viele glauben dann, ihre Jacke sei undicht geworden.
Die gute Nachricht ist: In 9 von 10 Fällen ist die Jacke nicht kaputt, sondern ihre Imprägnierung ist erschöpft. Mit der richtigen Pflege kannst du die volle Funktion wiederherstellen und die Lebensdauer deiner Ausrüstung um Jahre verlängern. In diesem umfassenden Ratgeber zeige ich dir, wie das geht – basierend auf jahrelanger Erfahrung und unzähligen selbst behandelten Jacken.
Entscheidungshilfe: Sprüh- vs. Einwaschimprägnierer
| Merkmal | Sprüh-Imprägnierung | Einwasch-Imprägnierer |
|---|---|---|
| Anwendung | Gezielt auf den Oberstoff | Vollflächig in der Maschine |
| Gleichmäßigkeit | Hängt von der Sorgfalt ab | ✅ Sehr hoch, da maschinell |
| Aufwand | Manuelles Einsprühen | Minimal, Maschine arbeitet |
| Ideal für… | Stark beanspruchte Zonen (Schultern, Kapuze), Jacken mit Innenfutter (z.B. Fleece) | Reine Funktionsjacken, Hosen, einfache Anwendung für mehrere Teile |
| Wirkung Innenfutter | Bleibt unbehandelt | Wird mitimprägniert (kann Atmungsaktivität innen reduzieren) |
| Unser Tipp | Perfekt zur Nachbesserung | Der unkomplizierte Allrounder |
Das „Wet-Out“-Phänomen: Warum deine Jacke wirklich nass wird
Jede gute Funktionsjacke besitzt eine DWR-Imprägnierung (Durable Water Repellent). Das ist eine unsichtbare Schicht auf dem Oberstoff, die Wasser abperlen lässt. Darunter liegt die eigentliche wasserdichte Membran (z.B. Gore-Tex® oder Sympatex®), die für die Atmungsaktivität zuständig ist – sie lässt Schweißdampf raus, aber keine Wassertropfen rein.
Wenn die DWR-Schicht durch Schmutz, Abrieb oder falsches Waschen nachlässt, saugt sich der Oberstoff mit Wasser voll. Dieser „Wet-Out“-Effekt blockiert die Poren der Membran von außen. Dein Schweiß kann nicht mehr entweichen, kondensiert an der Innenseite – und du fühlst dich nass, obwohl die Jacke technisch noch dicht ist.
Die Rettungsaktion: DWR erneuern in 4 einfachen Schritten
Schritt 1: Vorbereitung – Die Grundlage für den Erfolg
Eine saubere Vorbereitung verhindert Schäden am Material und sorgt für ein optimales Ergebnis.
- Taschen leeren: Kontrolliere alle Innen- und Außentaschen.
- Reiß- und Klettverschlüsse schließen: Das schont die Verschlüsse und den Stoff in der Trommel.
- Waschmittelfach reinigen: Entferne alte Waschmittel- und Weichspülerreste gründlich.
Schritt 2: Die richtige Reinigung – Mehr als nur „sauber“
Die Imprägnierung haftet nur auf einem tiefenreinen Gewebe.
- Spezialwaschmittel verwenden: Nutze ausschließlich ein
Funktionswaschmittel. Es reinigt schonend, ohne die Poren zu verstopfen. Normales Waschmittel undWeichspülersind tabu! - Schonwaschgang wählen: Ein Schon- oder Synthetikprogramm bei 30 °C ist ideal.
- Wenig schleudern: Wähle eine niedrige Drehzahl (max. 600-800 U/min), um die Membran zu schonen.
Schritt 3: Imprägnierung auftragen – Der neue Schutzschild
Jetzt wird der Schutz erneuert. Du hast zwei Optionen:
- Einwaschimprägnierer: Perfekt für eine einfache, gleichmäßige Verteilung. Gib das Mittel laut Anleitung in einem zweiten, kurzen Waschgang hinzu. (Mehr dazu in unserem Einwaschimprägnierer Test)
- Imprägnierspray: Ideal für eine gezielte Anwendung. Hänge die nasse Jacke auf und besprühe sie gleichmäßig, besonders an stark beanspruchten Stellen wie Schultern und Kapuze.
Schritt 4: Wärmeaktivierung – Der entscheidende Profi-Tipp!
Dieser Schritt ist kein „Kann“, sondern ein „Muss“. Wärme sorgt dafür, dass sich die Imprägnier-Moleküle aufrichten und eine lückenlose Schutzschicht bilden.
- Idealfall: Trockner: Gib die Jacke für 20-30 Minuten bei niedriger Temperatur in den Trockner.
- Alternative: Bügeleisen: Lass die Jacke lufttrocknen. Bügle sie anschließend auf niedrigster Stufe ohne Dampf. Lege dabei unbedingt ein Handtuch als Schutzschicht zwischen Bügeleisen und Jacke!
Wenn du unterwegs bist und die Imprägnierung nachlässt, kann sogar die Wärme eines Föhns (mit genügend Abstand) helfen, die vorhandene DWR-Schicht kurzfristig zu reaktivieren.
Ein Wort zur Nachhaltigkeit: PFC-freie Imprägnierung
Früher enthielten viele Imprägnierungen per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), die als umwelt- und gesundheitsschädlich gelten. Heute setzen führende Hersteller wie Nikwax, Grangers oder Toko auf PFC-freie Formeln. Diese sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern bieten auch eine hervorragende Leistung. Achte beim Kauf auf den Hinweis „PFC-frei“, um dich und die Natur zu schützen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Jacken-Imprägnierung
1. Wie oft sollte ich meine Regenjacke imprägnieren?
Das hängt von der Nutzung ab. Als Faustregel gilt: Sobald Wasser nicht mehr abperlt, sondern in den Stoff einzieht, ist es Zeit. Bei regelmäßiger Nutzung kann das alle 3-6 Monate der Fall sein.
2. Funktioniert diese Anleitung auch für Gore-Tex® Jacken?
Ja, absolut. Diese Methode ist ideal für alle Kleidungsstücke mit mikroporösen Membranen, einschließlich Gore-Tex®. Beachte dabei stets die spezifischen Pflegehinweise des Herstellers. Die offizielle GORE-TEX Pflegeanleitung empfiehlt ein ähnliches Vorgehen.
3. Kann ich auch meine Daunen- oder Softshelljacke so behandeln?
Für Daunenjacken gibt es spezielle Daunenwaschmittel mit Imprägnier-Effekt. Softshelljacken können nach derselben Methode wie Regenjacken behandelt werden, profitieren aber oft besonders gut von Sprüh-Imprägnierungen.


